Blütenbestäuber Blütenbestäuber FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT EXISTENZIELL Wenn wir die Bestäuberarten schützen wollen, müssen wir die Vielfalt der Landschaft bewahren. KAROLINE BRANDT Ein intaktes Bestäubersystem ist nicht nur für die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern vor allem auch für die Landwirtschaft existenziell. »Vielen ist bewusst, wie wichtig die Leistung der Bienen und Hummeln für ihre Kulturpflanzen ist«, weiß Brandt. »Doch häufig schrecken sie vor den strengen EU- Richtlinien zurück, wenn es um konkrete Maßnahmen geht.« Um Gelder für den Ertragsausfall zu erhalten, muss ein Blühstreifen am Feldrand, der Insekten über ihre gesamte Lebensspanne hinweg Nahrung und Lebensraum bietet, zu einem genau definierten Zeitpunkt in einer exakt vorgegebenen Breite ausgesät werden. Weicht der Bauer von den Vorgaben ab, hat er mit empfindlichen finanziellen Einbußen zu rechnen. Und auch der bürokratische Aufwand sei für die Landwirte häufig so hoch, dass sie lieber so weitermachten wie bisher. Mehr Flexibilität und Pragmatismus wünscht sich Brandt von der Politik, um den Umstieg auf eine insektenfreundliche Landwirtschaft zu erleichtern. Die Untersuchungsergebnisse zeigen: Es gibt keine Patentlösung. Jede Umgebung hat ihre eigene Bestäubergemeinschaft, die es zu schützen gilt. Mit den gewonnenen Daten wollen die Forscherinnen und Forscher zukünftig in ökologischen Modellen vorhersagen, wie sich die Insektengemeinschaft je nach angebauter Kultur und Landschaftsmerkmalen entwickeln wird. Fest steht für Brandt jedenfalls eines: »Wenn wir die Bestäuberleistung erhalten wollen, müssen wir die Biodiversität der Landschaft sowie der Kulturarten bewahren und ihre Zusammenhänge verstehen.« Ein weiterer Grund für den seit langem dramatischen Rückgang der Insektenpopulationen sind nicht nur fehlende Lebensgrundlagen, sondern auch eine häufig angewandte Gruppe von Insektiziden: Neonikotinoide, welche die Nervenzellen von Insekten angreifen und hochwirksam sind, werden von den Pflanzen aufgenommen und nur sehr langsam abgebaut. Die Kulturpflanzen sind dann zwar gegen Schädlinge geschützt, doch der Wirkstoff gelangt auch in Pollen und Nektar. In Laborstudien zeigte sich, dass dieser Bestäuberinsekten schädigt. Unter Freilandbedingungen sind die bisherigen Forschungsergebnisse nicht eindeutig, denn die Datenlage ist noch zu dünn. KAROLINE BRANDT ist Diplom-Geografin. Nach ihrem Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin forschte sie ab 2011 am ZALF im Institut für Landnutzungssysteme zu verschiedenen Organismengruppen der Agrarlandschaften. Heute arbeitet sie am Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig. www.zalf.de/feld 08 09
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