Qualitäten der LuzerneBlühende Luzerne ist vor allem bei Bienen, Hummeln und Schmetterlingen sehr beliebt. Nach Blatt-und Stängeltrennung eignet sich die ältere Pflanze einerseits gut als Eiweißfutter und andererseitszur Herstellung von Papier, Kartonagen und naturfaserverstärkten Kunststoffen.sieht der ZALF-Experte im Waldumbau in Deutschland weg von schnellwachsendenNadelbaum-Monokulturen hin zu Mischwäldern. Damit droheder Zellstoffbranche eine wichtige Rohstoffquelle zu versiegen, sagt er.LUZERNEFASER ALS INDUSTRIELLER ROHSTOFF?Technisch ist die Idee, die Faser der Luzerne als industriellen Rohstoff zunutzen, keineswegs auf Lausitzer Sand gebaut. Das zeigen vorläufige Ergebnissevon FUFAPRO. Die Stängelmasse ist für die Herstellung von Kartonagenund Papier »ausgesprochen« gut geeignet, heißt es im vorläufigen Bericht.Für die Produktion naturfaserverstärkter Kunststoffe sei die Pflanze jedochnoch nicht »optimal«. Dazu bedürfe es noch weiterer Forschungen. Auch istdie Trennung des faserreichen Stängels von den für Tierfutter gedachten Luzerneblätternnoch nicht zufriedenstellend gelöst.Das Hauptproblem für einen Boom der Luzernefaser ist allerdingsein anderes: Die landwirtschaftlichen Betriebe können noch nicht die Lieferungder nötigen Mengen garantieren. »Wir bräuchten zehn Lieferanten von10
Qualitäten der Luzerneder Größe der Neißetal AG, damit das für die Papier- und Zellstoffbranchelohnend wird«, schätzt Bachinger. Davon scheint Deutschland tatsächlichweit entfernt. Erst auf 2 bis 3 Prozent der landwirtschaftlichen Anbauflächewächst aktuell Luzerne.Vor allem in Brandenburg sei es dem ZALF gelungen, sagt er, mitVorträgen und Feldtagen große Betriebe von den Qualitäten der Luzerne zuüberzeugen. Das Land Brandenburg gehört auch zu den wenigen Bundesländern,in denen Luzerne als Ackerpflanze gefördert wird. In der derzeitigenGAP-Förderperiode geschieht dies innerhalb der Ökoregelung 2 »VielfältigeKulturen«, mit der ein 10-prozentiger Anteil von Leguminosen unterstütztwird, also auch die Luzerne. Diese Regelung werde gut genutzt, teilt das Landwirtschaftsministeriumin Potsdam auf Nachfrage mit.Johann Bachinger schaut bei der Luzerne schon über Futter und Faserhinaus. So entstehe bei der Fermentation in der Biogasanlage auch Ammoniak.Der darin enthaltene Stickstoff gehe aber bisher weitgehend verloren,bedauert der ZALF-Experte. Dabei sei es inzwischen technisch möglich, dasAmmoniak abzuscheiden und dieses beispielsweise als klimaneutralen Chemierohstoffzu vermarkten. Bachinger hält es sogar für möglich, mit demumfassenden Einsatz von Luzerne sogenannte negative CO2-Emissionen inder Landwirtschaft zu erzielen, sofern beispielsweise auch die CO2-Bindungim verstärkten Humusaufbau in die Treibhausgasbilanz einberechnet wird.Die ganzen Qualitäten der Luzerne – auch als Klima- und Umweltschüt zerin –harren noch ihrer Entdeckung.Text: Jörg StaudeDr. Johann Bachinger forscht am ZALF vorallem zur Entwicklung und Modellierung vonAnbausystemen des ökologischen und konventionellenLandbaus.Bernd Starick ist Landwirt, leitet die BauernAG Neißetal und ist Vorstandsmitglied desLandesbauern verbandes Brandenburg.11
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