Nachhaltig intensiv Nachhaltig intensiv Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands – rund 18 Millionen Hektar– wird landwirtschaftlich genutzt. Auf den Feldern, Wiesen und Weiden, in Weinhängen und Obstplantagen, Gemüsegärten und Viehställen werden die Nahrungsmittel produziert, die täglich auf unseren Tellern landen. Die Bilanz eines landwirtschaftlichen Betriebes hat jedoch zwei Seiten: der Menge der erzeugten Lebensmittel und dem daraus erzielten Umsatz stehen die Folgen des Anbaus für Boden, Klima, Grundwasser oder Artenvielfalt gegenüber. »Wir haben ein ökonomisches und ein ökologisches Ergebnis«, fasst die Agrarökonomin Dr. Meike Weltin zusammen. Die Schere zwischen beiden Ergebnissen ist vielerorts lange auseinandergegangen: Der internationale Wettbewerb übt enormen Druck auf die Landwirtschaftsbetriebe aus. Die bestellten Flächen müssen so viel Ertrag wie möglich liefern. Wie sich Dünge- und Pflanzenschutzmittel auf Gewässer auswirken oder ob Wildtiere und -pflanzen genügend Lebensraum in der Agrarlandschaft finden, konnte bisher in der Hofbilanz eher weniger berücksichtigt werden. Doch seit den letzten 20 Jahren denken immer mehr Landwirtinnen und Landwirte um. Hoher Ertrag soll nicht länger zulasten der Umwelt gehen. Jene Betriebe, die Maßnahmen für Klima- oder Bodenschutz ergreifen, sollen aber möglichst keine Abstriche in der Erntemenge und damit im Portemonnaie erleiden müssen. Methoden der sogenannten nachhaltigen Intensivierung sollen die Landwirtinnen und Landwirte hierbei unterstützen. HECKEN FÜR ARTENVIELFALT, DIGITALISIERUNG FÜR WENIGER PFLANZENSCHUTZMITTEL »Der Begriff nachhaltige Intensivierung wurde Mitte der 90er Jahre in der Wissenschaft geprägt – wobei das Konzept auch auf altbekannte Maßnahmen aus der Landwirtschaft zurückgreift«, erklärt Meike Weltin. Die Instrumente des Konzepts sind vielfältig und je nach Region unterschiedlich: Digitale Hilfsmittel tragen dazu bei, Dünger und Pflanzenschutzmittel einzusparen, eine gut abgestimmte Fruchtfolge schützt die Bodengesundheit, die Anlage von Hecken und Blühstreifen hilft gegen Bodenverlust durch Erosion und fördert die Biodiversität. Dort, wo Wildbienen und Vögel ausreichend Nahrung und Lebensraum finden, ist dafür gesorgt, dass Nutzpflanzen bestäubt und Schädlinge natürlich reguliert werden. Regionale Vermarktung der Produkte kann den Umsatz der Landwirtinnen und Landwirte steigern und gleichzeitig dabei helfen, durch kurze Transportwege Emissionen einzusparen. Es geht darum, Bewährtes gezielt einzusetzen und mit Neuem zu verknüpfen. Gemeinsam mit der Agrarwissenschaftlerin Dr. Annette Piorr hat sich Meike Weltin im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts »VITAL« angeschaut, warum sich Landwirtinnen und Landwirte für oder gegen Methoden der nachhaltigen Intensivierung auf ihren Flächen entscheiden. Mehr als 400 Betriebe aus ganz Deutschland gaben Auskunft über ihre Ziele und Einstellungen, über Maßnahmen, die sie bereits durchführen oder sich vorstellen können. Während viele Betriebe bereits ihren Boden nachhaltig ohne Pflug bearbeiten, Untersaaten einbauen, mit digitalen Hilfen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Düngemittel einsparen oder ihre Waren regional vermarkten, werden andere Maßnahmen selten genutzt. »Gerade auf der Landschaftsebene gibt es noch viel Luft nach oben«, betont Annette Piorr und meint damit Baumreihen, Hecken oder Blühstreifen, die über mehrere Flächen oder betriebsübergreifend angelegt werden könnten. Sehen sich die Eigentümer in der Position Veränderungen anzustoßen, sind sie offen für unternehmerisches Risiko? Sind sie bedeutende Arbeitgeber in der Region? Ist es ihnen wichtig, wie sich die Umwelt in ihrer Region entwickelt? Wer diese Fragen mit »Ja« beantwortete, schien besonders offen für nachhaltige Veränderungen zu sein. Hecken und Sträucher am Feldrand sorgen dafür, dass der Ackerboden länger Feuchtigkeit speichert und verhindern, dass fruchtbare Erde vom Wind abgetragen wird. 24 25
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