Ökosystemleistungen Ökosystemleistungen INVENTUR DES NATURKAPITALS Man muss für jede Region maßgeschneiderte Maßnahmen entwickeln und schauen, wie sie optimal zusammenwirken, um Ökosystemleistungen zu schützen und zu fördern. CLAUDIA BETHWELL Wenn die Ernte eingefahren wird, ist das die Belohnung für ein arbeitsreiches Jahr auf dem Acker. Das, was die Landwirtinnen und Landwirte an Arbeitskraft, Maschinen, Saatgut und Düngemittel investiert haben, muss sich nun mit dem Ertrag auszahlen. Dennoch ist die Rechnung nicht vollständig. Unberücksichtigt bleiben all die Leistungen, die die Natur kostenlos bereitstellt, damit Weizen, Rüben, Raps oder Heu wachsen können. Bodenlebewesen sorgen dafür, dass Nährstoffe recycelt und von den Pflanzen aufgenommen werden können. Insekten bestäuben Raps und Obstbäume und sichern damit die Ernte. Hecken halten den Wind von den Feldern fern und verhindern so, dass fruchtbarer Boden fortgeweht wird und die Erde austrocknet. Unter dem Begriff »Ökosystemleistung« fassen Forschende all das zusammen, was die Natur an Grundlagen für das menschliche Wohlbefinden und Überleben liefert. Dazu gehören sauberes Trinkwasser und saubere Luft ebenso wie Raum für Erholung. »Ökosystemleistungen – das ist eigentlich ein Begriffsmonster«, sagt die Agrarwissenschaftlerin Prof. Dr. Bettina Matzdorf, Co-Programmbereichsleiterin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und Professorin am Institut für Umweltplanung der Universität Hannover. Sie widmet sich seit mehr als 20 Jahren diesem Thema und weiß: Die wenigsten Menschen können sich darunter etwas vorstellen. Nicht nur, dass die Natur einen Eigenwert besitzt, sondern dass der Mensch von intakten Ökosystemen profitiert und auf sie angewiesen ist – diese Sichtweise ist für viele neu. Das Konzept der Ökosystemleistungen soll dabei helfen, neue Ansätze für den Naturschutz zu finden. Denn die ökonomische Bedeutung von Ökosystemen wird bisher systematisch unterschätzt. Ein »buchhalterischer Blick« auf die Natur könne dabei helfen, ihren Nutzen besser zu veranschaulichen und auch mit Zahlen zu unterlegen, sagt Bettina Matzdorf. Einen solchen Blick hat die groß angelegte »Naturkapital-Studie Deutschland – TEEB DE«, an der Bettina Matzdorf und viele ZALF-Kolleginnen und -kollegen beteiligt waren, bereits 2018 in ihrem Abschlussbericht vorgelegt. Darin steht: In Deutschland betragen die volkswirtschaftlichen Kosten für das Artensterben oder den Verlust an Bodenfruchtbarkeit, die Belastung von Gewässern mit Pflanzenschutzmitteln oder überschüssigen Nährstoffen aus der Düngung jedes Jahr Milliarden. Stickstoffeinträge durch Düngemittel verursachen in Europa jährlich Kosten von 20 bis 150 Milliarden Euro. Allein die Schadenskosten, die durch Treibhausgasemissionen auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden entstehen, übersteigen die landwirtschaftlichen Erträge bei Weitem. Den Wert der Produkte hingegen, die von der Bestäubungsleistung von Insekten abhängen, beziffert die Studie allein für Deutschland auf mehr als eine Milliarde Euro. Bestäubung durch Insekten ist eine Ökosystemleistung, die eine entscheidende Rolle in der Landwirtschaft spielt. Laut einer Studie lässt sich der Wert der Produkte, die von Bestäubungsleistung abhängen, allein in Deutschland auf mehr als eine Milliarde Euro beziffern. 14 15
Laden...
Laden...
Laden...
FOLLOW US
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn