Brasilien Brasilien Sojameer, Grüne Wüste oder Grünes Gold – es gibt viele Metaphern für ein Phänomen, das seit Jahren das Gesicht Südamerikas verändert. Der Sojaanbau explodiert und verschlingt jährlich tausende Quadratkilometer Land. Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso, in dem drei Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen leben, tritt dieser Wandel besonders deutlich zutage. Hier, im südlichen Amazonasgebiet, wo einst Regenwald und Savannen dominierten, prägen heute zunehmend Weiden und Ackerflächen die Landschaft. Die Wissenschaftlerin Anna Hampf vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. hat das Gebiet in den vergangenen Jahren mehrfach bereist. Im Forschungsprojekt Carbiocial, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, erforschte sie mit Partnern aus Deutschland und Brasilien Strategien für ein nachhaltiges Landmanagement. Die Forscherin kennt das Land gut – schließlich hat sie hier drei Jahre lang studiert. Sie ist an den endlosen Sojaplantagen vorbeigefahren und hat mit den Verwaltungen der riesigen Betriebe gesprochen. Der Konflikt wird im Amazonasgebiet ausgetragen, aber die Ursachen liegen woanders. ANNA HAMPF SOJA FÜR DIE WELT Der Regenwald wird zunächst in Weideflächen für die Viehzucht umgewandelt. Nach einigen Jahren kaufen Großbetriebe die kleinen Farmen auf und verwandeln die Flächen in ein Meer aus Soja. Damit umgehen die Konzerne das sogenannte Soja-Moratorium, das seit 2006 die Abholzung des Regenwaldes zugunsten des Sojaanbaus verbietet. »Maßnahmen wie das Moratorium hatten ab 2004 zunächst sichtbaren Erfolg, aber seit drei Jahren steigen die Abholzungsraten wieder«, erklärt Hampf. Ein System aus Abholzung, Viehzucht und Sojaanbau zieht immer weitere Kreise. Knapp 52 Millionen Tonnen Soja hat Brasilien 2017 exportiert. Die Forscherin sieht hierfür auch Hauptabnehmer wie China, die USA und Deutschland stark in der Verantwortung, denn in deren Viehställen landet der größte Anteil des brasilianischen Sojas als eiweißreiches Mastfutter. »Der Satz ›Wir essen den Regenwald auf‹ ist gar nicht so weit hergeholt«, sagt Hampf. Durch die Ausdehnung des Sojaanbaus in Mato Grosso werden viele Kleinbauern und Landlose in immer neue, unerschlossene Waldregionen Richtung Norden gedrängt. Die von ihnen gerodeten Flächen werden später von der Sojawirtschaft aufgekauft und der Kreislauf beginnt von vorn. 22 23
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