Innovationsgruppen Innovationsgruppen und Naturschutz haben häufig unterschiedliche Interessen, sitzen aber dennoch in einem Boot. Hinzu kommt die Tourismusbranche, die ebenfalls ein großes Interesse daran hat, die reizvolle Kulturlandschaft zu erhalten. NEUE CHANCEN DURCH THERMISCHE NUTZUNG Nun ist mit dem »Heuofen« eine Teillösung des Problems in Sicht. Die Feuchtwiesen bleiben erhalten, indem sie weiter bewirtschaftet werden. Das Heu kann neben der Nutzung als Viehfutter nun auch als Heizmaterial dienen. Die Pilotanlage in Göritz versorgt bereits den gesamten Betrieb auf dem sie steht in den Wintermonaten mit Wärme aus Spreewaldheu. Auch wenn der Ofen technologisch noch verbessert werden muss, scheint das Konzept aufzugehen. »Der Rohstoff ist günstig und lokal verfügbar. Darin liegt ein großes Potenzial für die Region«, betont Michael Petschick, der als stellvertretender Leiter des Biosphärenreservates Spreewald den Konflikt und die Lösungsversuche hautnah miterlebt. Er kann sich gut vorstellen, dass sich das Spreewaldheu als Wärmequelle lokal etabliert und nicht nur Bauernhöfe, sondern auch Hotels oder Schulen versorgt. Maria Busse erforscht nun, was die Menschen der Region von der Idee eines »Heuofens« halten. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sie mitmachen? Über mehrere Wochen hinweg besuchte die Wissenschaftlerin regelmäßig den Spreewald, um die Landwirtinnen und Landwirten vor Ort zu treffen und zu befragen. Sie wollte erfahren, wie Anreize für Innovationen geschaffen werden können, ob und warum die Menschen neue Ideen akzeptieren und wie man sie am besten einbindet. Die Konzepte, die Busse entwickelt, sollen auch auf andere Probleme und Regionen übertragen werden können. Ihre Gespräche zeigten: Die Entscheidungen werden auch von ethischen Fragen bestimmt. Das Heu einfach verbrennen? Einen Rohstoff, mit dem man eigentlich Tiere füttern könnte? Dieser Gedanke schreckt einige ab. Andere brauchen Zeit und Argumente, um sich damit anzufreunden. »Den Leuten ist es wichtig, dass ihnen auch mal zugehört wird und dass sie ihre Probleme äußern können«, sagt Busse. Dialog und Kommunikation sind ihre wichtigsten Instrumente. »Nur dann können Ideen auch umgesetzt werden.« »Nur mit der Wissenschaft, ohne den großen Erfahrungsschatz der Praktiker, wären wir hier komplett gescheitert«, gibt sie zu. Die Landnutzung ist eine komplexe Angelegenheit, deren Probleme nicht häppchenweise und nur von außen lösbar sind. Es braucht Menschen, die die Region seit ihrer Kindheit kennen, die Veränderungen erlebt haben und diese beschreiben können, Ohne den großen Erfahrungsschatz der Praktiker wären wir gescheitert. MARIA BUSSE die täglich hier arbeiten. Mit ihrer Hilfe entwickeln die Forschungsteams eine Roadmap für nachhaltige Landnutzung und können dabei immer auch die lokalen Herausforderungen berücksichtigen. Doch auch im Spreewald gibt es bei allem Optimismus noch vieles, das ungeklärt ist. Der Ofen bullert dennoch vor sich hin und schöpft Wert aus einem Stoff, der scheinbar wertlos schien. Aber: »Es ist offen, wie es weitergeht«, betont Zscheischler. Vielleicht wird der Ofen sich eines Tages als wenig praktikabel oder effizient entpuppen. Vielleicht wird er noch weiterentwickelt und das Spreewälder Heu der Feuchtwiesen wird zu einem wichtigen lokalen Energieträger. Was jedoch mit Sicherheit bleibt, sind die jungen Netzwerke, die sich herausgebildet haben und die auch weiterhin Anregungen und Impulse in die Region tragen werden. »Dieser Prozess wird nie abgeschlossen sein«, sagt Maria Busse. Das Team am ZALF wird sie auf diesem Weg weiter begleiten. DAS TEAM Sebastian Rogga, Maria Busse und Dr. Jana Zscheischler (v. l. n. r.) arbeiten in der Arbeitsgruppe »Co-design von Wandel und Innovation«, die am ZALF zu Innovationsprozessen im Landmanagement forscht. www.zalf.de/feld 08 09
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