ARTENSCHUTZARTENSCHUTZEIN KATALOG VONNATURSCHUTZLEISTUNGENIn den letzten Jahren hat ein Team vom ZALF unter Leitung von Diplom-BiologeFrank Gottwald und Dr. Karin Stein-Bachinger untersucht, welche Auswirkungenbestimmte Naturschutzmaßnahmen auf wildlebende Tiere und Pflanzen sowiedie Landwirtschaft haben. »Ornithologen haben immer wieder in Tarnzelten gesessen,um Feldvögel zu beobachten«, erzählt Frank Gottwald. »Diese nistengerne im Kleegras, das auf Biohöfen zur Futtergewinnung und Bodenverbesserungangebaut wird«, scheinbar gute Voraussetzungen für Feldvögel. Aber dasKleegras wird gemäht, wenn die Jungvögel noch nicht fliegen können – nur wenigeüberleben das. Acker-Lichtnelke und Acker-Schwarzkümmel sind heute nurnoch selten auf den Feldern zu finden. Sie blühen erst im Sommer, wenn dasGetreide schon reif ist. Ihr Problem: Die Äcker werden sofort nach der Erntebearbeitet. Damit werden auch die Kräuter untergepflügt, bevor sie Früchte bildenkönnen. Ihre Beobachtungen haben die Experten ausgewertet und Vorschlägeentwickelt, wie diese Konflikte gelöst werden können. »Wird das Kleegras spätergemäht oder bleibt sogar ein Teilbereich stehen, werden die Nester der Feldvögelnicht zerstört. Das hilft auch Junghasen, Amphibien, Tagfaltern und Heuschrecken,die in der höheren Vegetation Nahrung und Deckung finden.« Mehr als100 Naturschutzideen für Felder, Wiesen und Weiden, die Pflege der Landschaftund den Schutz einzelner Arten haben die Experten zusammengetragen. Speziellgeschulte Naturschutzberater helfen den Landwirten genau jene herauszufiltern,die für ihren Standort und ihre Betriebsabläufe sinnvoll sind.ARTENSCHUTZ GEHT UNS ALLE AN»Naturschutz bedeutet für die Landwirte in der Regel einen zusätzlichen Aufwand«,erklärt Dr. Karin Stein-Bachinger. »Dieser investiert nicht nur Zeit, ernimmt auch Ertragseinbußen in Kauf. Um hierfür einen Ausgleich zu schaffen,bedarf es auch der Unterstützung des Lebensmittelhandels und der Verbraucherinnenund Verbraucher.« Den Landwirten zahlt das HandelsunternehmenEDEKA daher einen Aufpreis für bestimmte Produkte, quasi als Naturschutz-Bonus.Für den Verbraucher entstehen keine Mehrkosten. Ein eigens entwickeltes Logo»Landwirtschaft für Artenvielfalt« kennzeichnet die Produkte.Um diese Zertifizierung zu erreichen, müssen die Betriebe Naturschutzpunktesammeln. Dazu haben die Forscher am ZALF gemeinsam mit einemTeam von 40 Experten aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft, Wissenschaftund Verwaltung jede Naturschutzmaßnahme mit Punkten bewertet. »DiePunktzahl richtet sich danach, wie effektiv die Maßnahme für den Schutz vonwildlebenden Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume ist. So gibt esfür die spätere Bodenbearbeitung nach der Ernte bis zu einen Punkt pro Hektar,acht Wochen ohne Nutzung während der Brutzeit im Kleegras bringt drei Punktepro Hektar, und wenn Teilflächen über Winter sogar stehengelassen werden,ist das gleich zehn Punkte wert.« Für das Naturschutzzertifikat muss der Betriebeine Mindestpunktzahl pro Hektar erfüllen. Das System ermöglicht daher sowohleine Bewertung sehr kleiner, aber auch sehr großer Betriebe. Mehr als 50Ökobetriebe in Nordost-Deutschland sind bereits zertifiziert.Diese Naturschutzbewertung für Landwirtschaftsbetriebe ist deutschlandweitbisher einzigartig. Es wird kein klassischer Einzelarten- oder Einzelflächen-Naturschutzbetrieben. »Mit den bisher beteiligten Landwirten können wirauf einer Gesamtfläche von ca. 40.000 Hektar erstmals großflächigen und umfassendenNaturschutz gemeinsam mit der Landwirtschaft realisieren«, sagt Dr.Karin Stein-Bachinger. Eine Fachjury zeichnete das Projekt dafür im Jahr 2016als wegweisendes Projekt der UN-Dekade »Biologische Vielfalt« aus. Nun ist derKunde gefragt. Mit dem Kauf der Produkte kann jeder einen Beitrag zur Förderungder Artenvielfalt leisten. Über einen Tracking Code gelangt man auf dieWebsite des Projektes www.landwirtschaft-artenvielfalt.de und kann sich dortinformieren und erfahren, welche Leistungen die Betriebe für den Naturschutzerbringen. Bisher gibt es die Naturschutz-Produkte nur in den EDEKA-Nord-Märkten. »Unser Ziel ist es, dass weitere Ökobetriebe aus anderen RegionenDeutschlands mitziehen«, sagt Dr. Karin Stein-Bachinger. Das Modell machtSchule: In Süddeutschland werden ab 2017 Untersuchungen auf zehn Pilotbetriebendurchgeführt.www.zalf.de/feld16 17
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